Wurzelkanalbehandlung

W U R Z E L K A N A L B E H A N D L U N G 

Was ist eine Wurzelkanalbehandlung
Eine Wurzelkanalbehandlung ist eine diffizile Zahnbehandlung in der Endodontie mit dem Ziel, einen Zahn zu erhalten, wenn dessen Mark irreversibel geschädigt ist (entzündet oder abgestorben).

Medizinischer Hintergrund
Die Ursachen für die Entzündung des Zahnmarks (Pulpitis) sind vielfältig. Meist beginnt es mit einem kariösen Defekt, der als Eintrittspforte für Krankheitserreger dient und nicht unbedingt Schmerzen verursacht. Aber auch eine Zahnfraktur oder ein Behandlungstrauma, zum Beispiel durch das Beschleifen für eine Zahnkrone, kann zu einer Pulpitis führen. Eine akute Pulpitis kann äußerst schmerzhaft sein. In vielen Fällen verläuft die Entzündung der Pulpa auch fast schmerzfrei, das Zahnmark stirbt dann ab und die Keime breiten sich im System der Wurzelkanäle aus. Der Körper kann außerhalb des Zahnes mit einer Entzündung des Zahnhalteapparates (Parodontitis apicalis) reagieren. Diese stellt eine Abwehrreaktion des Immunsystems dar. Eine Parodontitis apicalis kann in einer akuten oder einer chronischen Form vorliegen. Die akute Form ist oft mit Schmerzen verbunden, sie kann unter Umständen röntgenologisch nur schwer verifiziert werden, während eine chronische Parodontitis apicalis bei einer Auflösung der Knochenstruktur im Bereich der Wurzelspitze im Röntgenbild gut sichtbar sein kann.

Ausgangssituation
Eine Wurzelbehandlung wird im Regelfall bei zwei verschiedenen Ausgangssituationen durchgeführt:

1.| Der Zahn ist noch am Leben (vital) und der Nerv ist irreversibel geschädigt: Es wird eine Vitalexstirpation durchgeführt. Nach einer Betäubung wird der Zahn mit einem Spanngummi (Kofferdamm) gegenüber den Keimen der Mundhöhle isoliert, damit das Zahnmark steril (keimfrei) behandelt werden kann. Die Pulpa wird entfernt und das System der Wurzelkanäle gereinigt (aufbereitet) und anschließend verschlossen.

2.| Der Zahn ist bereits tot (devital) und Keime sind eingedrungen: Auch hier wird der Zahn mit einem Spanngummi isoliert, da auch hier das Ziel der Behandlung in der Entfernung der Keime aus dem Zahninneren besteht. Nach der Eröffnung des Zahnes wird das System der Wurzelkanäle gereinigt und gefüllt.

Praktische Durchführung
Zugangskavität
Zunächst muss ein Zugang zum Kanalssystem geschaffen werden, der einerseits groß genug ist, um die Behandlung unter guter Sicht durchführen zu können, andererseits aber auch nicht so groß, dass die Gefahr einer Kontamination des Kanalsystem aus der Mundhöhle (fort)besteht. Dazu muss das Dach des Pulpencavums komplett entfernt werden, seitliche (vestibuläre, linguale oder approximale) Defekte des Zahnes dagegen müssen vor der Wurzelkanalbehandlung gegebenenfalls zunächst aufgebaut werden.

Reinigung
Nach einer Längenbestimmung des Wurzelkanals bzw. der -kanäle (anhand eines Röntgeneinzelbilds in Verbindung mit speziellen Messnadeln oder auf elektrischem Weg (Endometrie)) werden die Kanäle mit Handfeilen und/oder maschinell angetriebenen rotierenden Instrumenten konisch erweitert („aufbereitet“). Durch Spülungen mit diversen Lösungen (NaOCl, EDTA, CHX oder Zitronensäure), wird Debris aus den Kanälen entfernt, die Schmierschicht beseitigt und Mikroorganismen bekämpft. Auf diese Weise können auch Kanalverzweigungen bzw. infizierte Dentinbereiche desinfiziert werden, die einer instrumentellen Aufbereitung nicht zugänglich sind. Auf Endodontie spezialisierte Zahnärzte verwenden bei der Wurzelbehandlung ein Operationsmikroskop. Dieses Gerät erleichtert mit seiner zusätzlichen Lichtquelle mit koaxialem Licht und der Vergrößerung das Auffinden und Darstellen der Kanaleingänge.

Ausformung
Die eingesetzten Wurzelkanalinstrumente dienen daher neben dem Dentinabtrag (im Sinne der Reinigung) vorrangig zur Formgebung der Wurzelkanalhohlräume. Die Instrumente schaffen durch die Bearbeitung der Wurzelkanalwände Platz um die Effizienz der eingesetzten Spüllösungen zu verbessern und um ein definiertes Profil zum vorhersehbaren Verschluss zu präparieren.

Füllung
Nach der Reinigung und Ausformung der Wurzelkanäle werden die Hohlräume gefüllt. Dies erfolgt heute überwiegend mit Guttapercha und einem Dichtzement (Sealer). Die Wurzelfüllung sollte möglichst viel Guttapercha und möglichst wenig Sealer enthalten, weil die Guttapercha das biokompatiblere und stabilere Material darstellt. Einige Füllmethoden sind erheblich aufwändiger, weil bei diesen die gereinigten Hohlräume mit erwärmter und plastisch verformbarer Guttapercha verschlossen werden (z.B. vertikale Kondensation). Aus verschiedenen Gründen können zwischen zwei Behandlungssitzungen medikamentöse Einlagen in die Wurzelkanäle eingebracht werden (meist Calciumhydroxid). In diesen Fällen werden die Wurzelkanäle erst in einer weiteren Behandlungssitzung endgültig verschlossen.

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